Offener Brief, an die Intendantin des RBB Frau Reim

 

Offener Brief

 

Sehr geehrte Intendantin Frau Reim,

 

Mit Bedauern mussten wir, Verband Junger Journalisten Berlin-Brandenburg  e. V., erfahren, dass der RBB sparen muss.  Liegt es am abgeschlossenen Tarifvertrag oder an explodierenden Kosten für Energie? Diese Gründe sind nur für Controller und Betriebswirte relevant. Warum soll der Spartensender Multikulti geschlossen werden? Das ist die Frage die uns am Herzen liegt. In einer Zeit, wo Integration von Migranten von der Politik beschworen wird. Wo Informationen aus der Heimat für Touristen und Diaspora ein wichtiger Teil des Respekts für diese Bevölkerungsgruppen ist, soll ein Sender, wie das Radio Multikulti von der Bildfläche verschwinden. Für einige Redakteure gibt es den kleinen Hoffnungsschimmer in Köln beim WDR im Funkhaus Europa unter zu kommen. Ist das aber nicht das falsche Signal? Der RBB droht in die Rolle eines Regionalsenders zu geraten und zwischen den beiden großen Funkhäusern WDR und MDR zerrieben zu werden. Die Flexibilität der internationalen Berichterstattung wird stark eingeschränkt und die viel gerühmte Metropole Berlin droht Radiotechnisch zu einem Dorf zu verkommen. Der bisherige Weg, Interviews von Spezialisten aus den ausländischen Bevölkerungsgruppen kurzfristig zu erhalten, wird sich nicht mehr realisieren lassen. Informationen über Steuer- oder Rechtsfragen für ausländische Mitbürger zu erhalten, müssen mit erhöhtem Aufwand betrieben werden, da die Netzwerke mit dem Weggang oder Entlassung der Redakteure aus Berlin zerstört würden. Denn alle Fragen kann man nicht am Telefon oder per E-Mail beantworten. Der größte Teil der Netzwerke ist gelebte Kommunikation, weil es einfach zur Kultur des jeweiligen Landes der Bevölkerungsgruppe gehört, von Angesicht zu Angesicht zu kommunizieren.

 

Darum fordern wir Sie, Frau Reim, auf, als Intendantin des RBB, nicht den Rotstift bei politisch notwendigen Sendungen, wie Radio Multikulti anzusetzen, sondern ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, das ein Spiegelbild der Gesellschaft dieser Stadt ist. Weltoffen, ausländerfreundlich, mit einem Radio und Fernsehprogramm, das einer Hauptstadt eines Landes würdig ist.

 

Mit kollegialem Gruß

 

Björn Hensel Vorsitzender VJJ Berlin-Brandenburg e. V

 

http://www.vjj.de

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