Buchkritik – David Gilmour: Unser allerbestes Jahr

David Gilmour: „Unser allerbestes Jahr“ von Birgit Wetzig-Zalkind

Jesse hat keinen Bock mehr auf Schule. Normalerweise beginnt jetzt der Streß mit den Eltern. Und hier kommt eine aussergewöhnliche Lösung daher, die unheimlich beeindruckt. Was für coole Eltern sind das, die ihrem Sohn tatsächlich erlauben nicht mehr in die Schule zu gehen! Und das unter zwei Bedingungen. Das Beste an dieser Geschichte ist, sie ist wahr. David Gilmour hat in „Unser allerbestes Jahr“ die Geschichte von sich und seinem Sohn festgehalten.

Der coole Vater ist David Gilmour selbst, er ist Autor und Moderator für das Fernsehen und Filmkritiker. Als er mitbekommt, dass Jesse in der Schule wie ein Hund leidet, trifft er eine Entscheidung. Er macht Jesse ein unglaubliches Angebot: „Du brauchst nicht zu arbeiten, du brauchst keine Miete zu bezahlen. Von mir aus kannst du jeden Tag bis nachmittags um fünf schlafen. Aber keine Drogen. Drogen – und die Sache ist abgeblasen.“ Desweiteren will Gilmour: “Ich will, dass du jede Woche mit mir drei Filme anschaust. Ich suche sie aus. Das ist die einzige Form von Ausbildung, die du bekommst.“ Jesse ist nach ungläubiger Pause sofort dabei. Und so geschieht es.

Vater und Sohn schauen sich Filme an, die nicht nur dem Sohn, sondern auch uns hervorragend erklärt werden. Sie reden, rauchen und leben miteinander und kommen sich näher. Aus einem Jahr werden schließlich drei Jahre. Als Mutter habe ich die ganze Zeit den grössten Respekt vor Gilmour und seiner Entscheidung und kann die immer wieder auftauchende Frage von Gilmour: „Habe ich das richtige getan?“ bestens nachvollziehen. Eine mutige Entscheidung die ihresgleichen sucht.

Eine Geschichte von Liebe und Sorge um einen Teenager – zum Teil beneidenswert. Und wünschenswert unkonventioneller mit Problemen umzugehen. Nebenbei sind die Gespräche über die Filme für uns wie ein kleines Filmlexikon.

„Unser allerbestes Jahr“ von David Gilmour ; erschienen im S. Fischer-Verlag; 254 Seiten; 18.95 Euro

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