Harry Potter beeinflusst die Wirklichkeit…..

Die polnische Bahn unter dem Einfluss von Harry Potter

Dr. Izabella Ewa Cech und Björn Hensel

Seit dem 12. Dezember dieses Jahres gilt in Polen der neue Fahrplan bei der polnischen Bahn. Da der Bahnverkehr in Polen nicht nur vom polnischen Bahnriesen PKP (Polska Kolej Panstwowa) betrieben wird, sondern auch von Woiwodschaftsbahnen und Privatanbietern, ist es zu Verwirrungen auf den polnischen Bahnhöfen gekommen
Am schlimmsten war es in Katowice. Laut dem Fahrplan sollten Zügen vom Bahnsteig 1 und vom Bahnsteig 5 abfahren und ankommen. Das barg ein Problem. Der Bahnsteig 1 befindet sich immer noch in der Renovierungsphase und die Polnische Bahn PKP war noch nicht in der Lage diese abzuschließen. Der Woiwodschaftsanbieter PKP Przewozy Regionalne, der Privatanbieter PLK (Polskie Linie Kolejowe) und TLK (Tanie Linie Kolejowe) müssen sich dem polnischen Riesen PKP unterwerfen und nach deren Pfeife tanzen.
Das schlimmste dabei ist, dass die PKP von einem Harry Potter Buch inspiriert wurde und den Bahnsteig 9 ¾, der in der Literatur vorkommt, in der Wirklichkeit nach Katowice transportierte. Der unsichtbare (geplante) Bahnsteig 5 wurde auf dem aktuellen Fahrplan angegeben und die verwirrten Passagiere müssen sich auf J. K. Rowlins Idee verlassen. Der magische Bahnsteig 5 ist laut Plan in vollem Gang und die Züge fahren in viele Richtungen. Das Problem ist, die Passagiere sind keine Zauberlehrringe auf dem Weg zur Zauberschule in Hogwart. Sie könnten noch so oft gegen Pfeiler rennen und würden trotzdem keine ausreichenden Antworten erhalten.
Das ist noch nicht das Ende der schlechten oder kuriosen Nachrichten über die polnische Bahn. Der IC-Zug von Wroclaw nach Warschau hatte eine 5 stündige Verspätung, Grund war eine falsche Lokomotive, die den Zug gezogen hatte. Von Warschau nach Poznan sind die Passagiere statt 3 Stunden, mit dem Intercity „nur“ 8 Stunden gefahren.
Im Parlament, dem Sejm, fand eine Sonderdebatte statt. Der Infrastrukturminister Cezary Grabarczyk musste ich den Vorwürfen und Fragen der Abgeordneten stellen. Manchmal dachte man, es sei besser als Kabarett. Wieslaw Szczepanski von der SLD hat die neuesten Ereignisse unter die Lupe genommen und hat die dazugehörigen Statements von Intercity PKP kommentiert. Die Eintragungen auf der Internetseite von Intercity klingen wie in den Rundschauen aus kommunistischen Zeiten.
„Trotz der schlechten Wetterverhältnisse, die im ganzen Land herrschen, betreibt die PKP Intercity mit Erfolg einen ununterbrochenen regelmäßigen Zugverkehr und die Passagiere gelangen zu ihrem Zielort“.
Gleichzeitig hat Abgeordneter Szczepanski darauf hingewiesen, dass die PKP Intercity zusammen mit dem Fernsehsender Telewizja Kino Polska ein Projekt gestartet haben, in dem während der Reise den Passagieren Filme des legendären polnischen Regisseurs Stanislaw Bareja gezeigt werden. Zuerst bietet das polnische Kino Barejas Filme in der TLK und ab März in den Intercity Zügen an. Szczepanski hat einige Komödien wie „ Der unsichtbare Zug“ oder die Seifenoper „Sklavin Isaura“ angeboten. Horrorfilme sollten die Passagiere keine sehen, den Horror erleben sie jeden Tag, wenn sie mit den Zügen von der PKP reisen.
Die PKP hat Anzeigen in den größten polnischen Zeitungen schalten lassen, in dem sie sich für die schlechten Reisebedingungen bei den Reisgästen entschuldigt hat.
Während der Parlamentsdebatte hat der Infrastrukturminister Grabarczyk über Prämienstreichung für die Geschäftsführer von PKP gesprochen. Der Herr Minister hatte vergessen, dass den Geschäftsführern von der PKP sowieso keine Prämien zustehen, da nach der Verordnung des Infrastrukturministers von 2008 für Geschäftsführer, die nicht volle 12 Monate in der Firma gearbeitet haben und für Gesellschaften die keine Gewinne erbringen, es keine Geldprämien gibt.
Die Bahnsteige a` la Hogwart, unsichtbare Prämien, Filme von Bareja erfüllen die tagtäglichen Erlebnisse der polnischen Passagiere und die Polnische Bahn PKP sagt einfach Entschuldigung wir haben es nicht gewollt. Die Deutschen meckern über die Deutsche Bahn, die rät z. Zt. ihren Fahrgästen auf die Fahrt mit der DB zu verzichten, da durch die geschlossenen Flughäfen viele Fluggäste auf die Bahn umsteigen. Also wenn jemand ein wenig Adrenalin spüren möchte sollte lieber nach und durch Polen mit der polnischen Bahn reisen. Für zusätzlichen Horror wird gesorgt.

Quelle: Polen News Ausgabe 50 www.newsletter-polen.de

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