Antibiotika Tag am 18. November 2016, ein Thema das immer aktuell ist im HZI Braunschweig
Björn Hensel aus Berlin und Braunschweig im November
Mumien, Monstren, Mutationen…… hieß es beim NDR in der Serie „Das Gruselkabinett“ und das ist auch bei den Bakterien und Viren so. Medikament-Resistente Bakterien und Viren mutieren vor sich hin, nicht nur durch verstärkte Gabe von Human-Antibiotika sondern auch durch Antibiotika in der Tiermast und Landwirtschaft. Ein Patient geht zum Arzt und bekommt die Anweisung Antibiotika zu kaufen und kauft sich im Supermarkt eine Hühnerbrust….. so oder so ähnlich hätte es laufen können, wenn die Gabe von Therapeutika gegen Infektionskrankheiten auf den Bauernhöfen und Mastanstalten nicht eingedämmt worden wäre. Seit 1965 hat das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, bzw. seine Vorgängerinstitution, in Braunschweig und seine Kooperationspartner großen Anteil an dieser Entwicklung. Erfolgreiche Forschung für eine verbesserte Diagnostik und damit einhergehende gezieltere Vergabe von Medikamenten sind der Schlüssel für einen machbaren Weg.
Im Vorfeld eines Presse-Workshops am 11. November 2016 in Braunschweig veranstaltete das HZI am 10. November die Diskussionsrunde „Neue Antibiotika – Welche Chancen haben wir im Wettlauf mit den Bakterien?“ im Rahmen von Fokus@Helmholtz – Eine Diskussionsreihe der Helmholtz-Gemeinschaft in Berlin. An der illustren Podiumsschar nahmen die parlamentarische Staatssekretärin Frau Widmann-Mauz, die Leiterin Petra Gastmeier des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, der geschäftsführende Direktor des HIPS Herr Rolf Müller und Senatsmitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Herr Wolfgang Plischke teil. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Leiterin der Presseabteilung des HZI Frau Susanne Thiele. Der Festsaal der Humboldt Universität in Berlin Mitte war bis auf den letzten Platz besetzt was ein Indiz für die Aktualität des Themas zeugt. Das Fazit aus der Diskussionsrunde ist, dass wir eine bessere Informationspolitik bei der Vergabe von Infektions-Therapeutika leisten müssen. Die forschenden Pharmafirmen sollten ohne wirtschaftliches Interesse verstärkt an Medikamenten in der Infektionsbekämpfung arbeiten, um Horrorszenarien wie bei einer Studie aus Großbritannien mit 10 Mio. Toten pro Jahr durch resistente Bakterien und Viren, zu vermeiden. Z. Zt. sind es 700.000 Tote p.a..
Der Presse-Workshop begann im HZI mit dem Gründungsdirektor des HIPS Herrn Prof. Rolf Müller, der einen Blick hinter die Kulissen der Antibiotikaforschung gab, am Beispiel der ESKAPE Bakterien. Danach wurden 3 Impulsvorträge gehalten. Herr Prof. Marc Stadler zeigte die Welt der neuen Wirkstoffe aus der Natur bei Pilzen, Pflanzen und Bakterien. Bei Herrn Prof. Mark Brönstrup wurden die Synthese und Modifikation von Wirkstoffen aus dem Chemielabor vorgestellt. Den Abschluss machte Frau Prof. Susanne Häußler, mit dem Thema molekulare Verfahren zur Resistenzdetektion, um die Erkennung von resistenten Keimen zu beschleunigen. Ideal wäre ein Verfahren wie bei Zuckerkrankheit, Blut abgenommen, auf einen Teststreifen getropft und der Keim ist erkannt und dessen Resistenz oder nicht.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen, mit Diskussionspotenzial ging es zu einem Besuch von 3 Laborstationen der impulsvortragenden. So konnte man hautnah die Laborroutine besichtigen und noch offene Fragen zu den verschiedenen Forschungsansätzen stellen.
Das Thema Finanzierung von Forschung im HZI und anderen Instituten wurde vom wissenschaftlichen Geschäftsführer des HZI Herrn Prof. Dirk Heinz beantwortet.
Forschung ist ein teures Gut in den letzten 10 Jahren flossen 500 Mio. € in das HZI, da es über Jahre teilweise Jahrzehnte in Anspruch nimmt. Die Entwicklung von neuen Antibiotika nimmt oft 10 bis 15 Jahre ein. Seit den 70er Jahren wurden keine maßgeblich verbesserten Antibiotika entwickelt somit geraten wir mit jedem Tag ins Hintertreffen gegen die Bakterien. In 24 Stunden entwickelt sich aus einer Bakterie eine Menge von 10 hoch 9 oder 10 Bakterien, das entspricht 1 bis 10 Mrd.
Fazit: Grundlagenforschung und Klinische Forschung für Medikamente sollten nicht nur vom wirtschaftlichen Erfolg abhängig sein. Die Folgen aus fehlendem Interesse kann zu fatalen Folgen führen wobei den Staatlichen Behörden ein verstärkter Einfluss auf die Notwendigkeit gegeben werden sollte, da ein volkswirtschaftlicher Schaden durch Epidemien schnell eingedämmt werden muss. Aktuell ist ja auch wieder die Vogelgrippe im Umlauf.