Feedback Pressereise nach Braunschweig

Pressereise und Verleihung des 2. Braunschweiger Forschungspreises 2009

Von Björn Hensel Redakteur Jourlex/ MedienJournal VJJ
11.11.2009, Pressereise „Kompetenzcluster Mobilität“ 5.-6. November 2009 nach Braunschweig, Stadt der Wissenschaft 2007, eingeladen durch die Braunschweiger Stadtmarketing GmbH.
Für mich war Braunschweig oft nur ein Ort den man durchfuhr, auf dem Weg nach Frankfurt oder Kassel. Meine Tante und mein Onkel fuhren in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, immer von Schöningen bei Helmstedt, zum Großeinkauf dort hin. Jetzt die Gelegenheit die Stadt mal näher kennenzulernen. Den Auftakt bildete am 5.11.2009 die Begrüßung durch den Geschäftsführer der Stadtmarketing Gesellschaft Herr Leppa. In der Einladung steht Treffpunkt im Blauen Saal des Residenzschlosses. Der erste Kontakt führte mich in die Schlosspassage, um mich nach dem Weg zu erkundigen. An der Kasse für Konzert- und Theaterkarten erhielt ich die Information: „Blauer Saal? Haben wir nicht, wir haben nur einen Roten Saal und der ist in diesem Gebäudeteil“ und mir wurde ein Foto vom Residenzschloss gezeigt.
10 Uhr, die Teilnehmer treffen nach und nach ein, im Blauen Saal und den gibt es doch. Frischer Kaffee, Tee und leckeres Frühstück erwarten uns. Während der Stärkung wurden wir über den Fahrplan der Pressereise informiert. Geschäftsführer Herr Gerold Leppa und Frau Maria Pöttering, die für die Durchführung der Pressereise zuständige Person, stellten die Stadtmarketing Gesellschaft und die Stadt Braunschweig vor.
11 Uhr, wir machen uns auf den Weg zum Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung HZI, dem ersten Punkt unserer Pressereise.
11.30 Uhr, wir werden von der Leiterin Kommunikation Frau Susanne Thiele sehr freundlich empfangen. Wir erhielten einen Einleitungsvortrag mit dem Thema „Mobile Erreger – Mobilität aus Sicht der Infektionsforschung“, danach Rundgang durch das HZI mit den Stationen Arbeitsgruppe Strukturbiologie, mit den Experten Prof. Dr. Christiane Ritter und Dr. Thorsten Lührs und Grundlagenforschung an Tiermodellen, Tierhausführung durch.
13 Uhr, Arbeitsimbiss im Campus HZI mit einer weiterführende informelle Diskussion. Die Experten des Rundgangs stellen sich den Fragen der Medienvertreter.
14 Uhr die Zeit drängt, wir müssen nach Wolfsburg in das Niedersächsische Zentrum Fahrzeugtechnik NFF, Standort Wolfsburg – MobileLifeCampus.
14.45 Uhr, Ankunft in Wolfsburg. „Fahren in der Zukunft“ der 2. Programmpunkt der Reise. Der MobileLifeCampus bildet die neue Kooperationsplattform für Spitzenforschung zwischen Universität und Industrie. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Udo-Willi Kögler empfing uns im Foyer des MobileLifeCampus. Er erklärte uns die Wichtigkeit der Symbiose von Wirtschaft, Universitäten und Städten in der Region. Der Kompetenzcluster rund um Braunschweig hat die höchste Forscherdichte in Europa. Dies funktioniert nur durch die enge Zusammenarbeit in der Forschungsregion Braunschweig. Nun ging es ans Eingemachte, „Metropolitan Car“ und LEONIE, nein nicht Löwenherz (aber in der Löwenstadt?), sind die aktuellen Konzepte für das Fahren in der Zukunft. Die zuständigen Experten erklären die Ziele und Wege zur Erreichung des besten Ergebnisses bei beiden Projekten. Danach geht es in das Herz der Forschungseinrichtung. Die Führung führte uns auch in die Entwicklungsabteilung für Elektrofahrzeuge, wo der Schwerpunkt der Forschung auf der Entwicklung von neuen leichteren und leistungsfähigen Batterien liegt. Mit der Batterieentwicklung geht auch die Recyclingfähigkeit und bessere Ausnutzung von Lithium einher. Im Anschluss gab es eine kurze Fragerunde an die Experten, bei der die brennenden Fragen der Studentenrekrutierung, richtige Wahl der Studienfächer und zukünftige Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region diskutiert wurden.
16.15 Uhr, Rückfahrt nach Braunschweig zur Expertenrunde „Fahren in der Zukunft“ dem 3. Programpunkt im Restaurant Das alte Haus. 4 Experten aus den Bereichen Verkehrssystemtechnik mit Prof. Dr. Karsten Lemmer, Transportation Design mit Prof. Dr. Stephan Rammler, Kognitions- und Ingenieurpsychologie mit Prof. Dr. Mark Vollrath und Betriebssysteme und Rechnerverbund Abt. Kommunikation und Multimedia mit Prof. Dr. Lars Wolf stellten sich, nach einer kurzen Vorstellungsrunde aller Teilnehmer, den Fragen der Journalisten. Vor der Fragerunde erhielt jeder Experte 5-10 Minuten die Gelegenheit ein paar Informationen über sein Fachgebiet und seine Zielsetzung zu äußern. Danach gab es Abendessen mit einem fulminanten 5 Gänge-Menü. Um 22 Uhr löste sich die gesellige Runde langsam auf. Rückkehr zum Hotel.

6.11. 8.30 Uhr, Abholung im Hotel. Fahrt zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR dem 4. Programmpunkt mit dem Thema „Fliegen in der Zukunft“.
9 Uhr, Ankunft im DLR. Der Standort Braunschweig befindet sich direkt auf dem Flughafen der Stadt.
Die Begrüßung erfolgte durch den Leiter der Presseabteilung Herr Andreas Schütz. Erster Besichtigungspunkt war das DLR School Lab geleitet durch Frau Dr. Anke Kovar. In diesem School Lab sind alle Abteilungen des DLR Standortes in Miniatur vertreten, um Schüler der 8.-13. Klassenstufen an die Technik des Fliegens heranzuführen. Materialvorstellung für leichtere Flugzeuge, Verringerung der Schallemission durch geräuschüberlagerungsfähige Materialien und durch Biegung von Metallen erzeugte Elektrizität. Danach ging es in den 1. Stock, wo der Vortragssaal mit einem Modell eines Airbus A 320 und dem Modell des neuen Instituts in Stade bestückt ist, um für Vorträge plastisch die Veränderungen im Flugzeugbau zu dokumentieren. Prof. Dr. Martin Wiedemann Leiter des Instituts für Faserverbundleichtbau und Adaptronik erklärte am Flugzeugmodell welche Metallteile durch Kohlefaserverbundstoffe ersetzt werden können. Bisher wird das aber nur bei Flugzeugen im Langstreckenverkehr durchgeführt. Zur Stromherstellung soll zusätzlich eine Brennstoffzelle eingebaut werden die mit Wasserstoff betrieben wird, um das Bugrad anzutreiben. Der Abfallstoff Wasser aus der Verbrennung soll langfristig dem Brauchwasser zugeführt werden, da Gewichtseinsparung das vorherrschende Ziel im Flugzeugbau ist. 3% Gewichtseinsparung bringen bis zu 8% Treibstoffeinsparung.
Weiter in da Flugsimulationszentrum. Hubschrauber- und Flugzeugcockpit laden zum ausprobieren ein. Weiterentwickelte Simulationen, praxisnähere Instrumente und druckabhängige Hebel sollen die zukünftigen Piloten auf ihren Einsatz in der Luft besser vorbereiten.
Flughafenmanagement, bisher fiel einem sofort der Airline -Schalter ein oder die Kofferbeladung. Jeder Stakeholder wurschtelt, auf gut Deutsch gesagt, unabhängig von den anderen in seinem Bereich. Das soll sich ändern, auf dem Flughafen Hamburg wird gerade ein Projekt mit der DLR entwickelt, welche die Reibungsflächen und Ergänzungen feststellen und koordinieren soll für einen effektiveren Flughafen.
Unfälle in der Luftfahrt sind immer noch ein großes Problem, obwohl das Fliegen die sicherste Fortbewegungsweise mit Verbrennungsmotoren ist. Bessere Überwachung des Flugraumes und der Personen die an der Flugsicherheit beteiligt sind, ist das vorherrschende Ziel des DLR. Entwicklung in der sensorbasierten Fernüberwachung von mehreren Kleinflughäfen durch das Institut für Flugführung, soll nicht nur die Flughäfen sicherer machen, sonder auch die Kosten senken. Es wird nicht mehr nötig sein bei Flughäfen, wo nur ein Flugzeug pro Tag startet und landet, einen Fluglotsen ständig vor Ort zu haben.
Unfälle vermeiden durch Assistenz und Automation im Bahn- und im individualen Fahrzeugverkehr beim DLR, klingt komisch ist aber so. Ein Zug, siehe ICE oder TGV, ist im Endeffekt nur ein Flugzeug ohne Flügel, zumindest für die Forscher. Im Institut für Verkehrssystemtechnik werden Forschungen und Entwicklungen für Grenzenlosen Bahnverkehr durchgeführt, da es bisher so aussieht, dass an der Grenze zum nächsten Land Lok und Fahrer getauscht werden müssen.
12-13 Uhr, Pressegespräch zur Eröffnung des Campus Forschungsflughafen. Es wurde der Campus vorgestellt und Fragen der Journalisten beantwortet. Danach ein Mittagsimbiss mit Informellem Gespräch durch Flugexperten. Es wurden Fragen der Entwicklung des Bahn- und Flugverkehrs diskutiert. In Braunschweig wird ein sog. Bürgerflugzeug entwickelt und die Journalisten finden den Begriff unglücklich gewählt, da die angestrebte Entwicklung Flughafen, Einkaufszentrum und Bahnverkehr in ein Gebäude zu integrieren zu kostenaufwändig wäre.
Transfer zum Hotel und Pause. Jetzt hat man die Gelegenheit die Fußgängerzone zu erforschen. Einkaufsfußgängerzonen sehen doch irgendwie alle gleich aus. In Braunschweig gibt es aber ein kleines Kleinod als Geschäft, das Bärenland Fruchtgummiparadies. Über 100 Sorten Fruchtgummi werden angeboten und je nach Jahreszeit gibt es saisonale Erzeugnisse, z. Zt. auch Glühweinfruchtgummi. Man kommt dort auch schnell mit den Kunden und dem Ladenbesitzer ins Gespräch, besonders wenn am nächsten Tag „Wetten dass?“ mit Robbie Williams stattfindet. Eine Kundin erwähnte sie würde das große Ereignis von zu Hause aus gemütlich von der Couch ansehen. Der Ladenbesitzer lies sich dazu hinreißen zu erwähnen, dass er noch nicht in der Ottoausstellung war und nur noch 2 Tage dafür hätte. Ja, ja der Schuster hat die besten Schuhe und der Braunschweiger geht pünktlich in die Ottoausstellung.
15.30 Uhr, Abfahrt zum Hintergrundgespräch, mit den Preisträgern des Braunschweiger Forschungspreises, in das Haus der Wissenschaft.
16 Uhr, Hintergrundgespräch mit Dr. Bertrand Piccard, aus der Forscherfamiliendynastie der Piccards in der Schweiz, und André Borschberg im Raum Veolia. Die beiden Wissenschaftler haben auch ihre Frauen mitgebracht. Sie stellten ihr Projekt Solarflugzeug vor, mit dem sie vorhaben irgendwann, in der nahen Zukunft, eine Weltumrundung mit dem Flugzeug, ohne fossilem Treibstoff, durchzuführen. Das Flugzeug hat eine Spannweite eines Airbusses und ist bisher noch keinen Meter geflogen. Das gesamte Projekt kostet 17 Mio. €.
17 Uhr, Die feierliche Verleihung des zweijährigen Braunschweiger Forschungspreises 2009, dotiert mit 30.000 €, findet in der Aula des Haus der Wissenschaft statt. Die Eröffnung erfolgt durch eine Sängerin, die begleitet wird von einem Pianisten, natürlich mit dem Lied „Über den Wolken..“. Die Begrüßung führte der Oberbürgermeister von Braunschweig Dr. Gert Hoffmann durch. Grußworte gab es vom Ministerpräsident Christian Wulff und dem Vorstandsvorsitzenden der ForschungsRegion Braunschweig e. V. Prof. Dr.-Ing. Jürgen Hesselbach. Die Festansprache hielt der stellv. Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lufthansa AG Christoph Franz. Die Laudatio zelebrierte kein geringerer als Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Zwischendurch wurde auch den Frauen etwas geboten, als Ausgleich für die Sängerin, tanzte ein Artist eine Performance, bei der man glauben könnte es gäbe keine Erdanziehungskräfte. Die Verleihung ist eine Koproduktion zwischen Dr. Hoffmann und Prof. Hesselbach. Preis und Scheck wechseln den Besitzer. Die frischgebackenen Preisträger hielten ihre Rede und Danksagung, für den Weitblick dieses Projekt frühzeitig zu unterstützen. Ein älterer Journalist äußerte seine Verwunderung darüber, dass neuerdings Preise ohne konkreten Ergebnisbezug im Vorhinein verliehen werden und bezog sich auf die Verleihung des Friedensnobelpreises an Obama. Den gelungenen Abschluss bildete der Sektempfang im Restaurant „La Cupola“ auf dem Dach des Hauses. Es wurde noch bis ca. 22 Uhr gefeiert.

Fazit:
Am Beispiel Braunschweig kann man feststellen welche Kapazitäten in einer Region stecken können, wenn alle Kräfte vom Stadtmarketing über die Forschungseinrichtungen, bis hin zur Wirtschaft und den Universitäten ihre Stärken bündeln. Trotzdem gibt es noch Unwägbarkeiten wie fehlende Studenten z. B. im Studienbereich Elektrotechnik, obwohl der Fortschritt im Bereich von Elektrofahrzeuge ein immenses Potential bereit hält.

Ein besonders großer Dank gilt allen Protagonisten der Pressereise, insbesondere Frau Pöttering, da sie kurz vor Beginn erst in das Projekt eingebunden wurde.

www.braunschweig.de
maria.poettering@braunschweig.de

Wir werden demnächst weitere Pressereisen vorstellen und für interessierte Mitglieder Teilnahmemöglichkeiten anbieten.

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